Die Pleite zum Dezemberanfang

Wir waren heute kurz in der Werft, um das eigens besorgte Frostschutzmittel in den Seewasser-Kühlkreislauf unseres Motors einzufüllen. Das ist eigentlich ganz einfach: Man nimmt mehrere Liter fertige Mischung Frostschutzmittel, schließt das Seeventil, öffnet den Filterdeckel füllt das Mittel ein und startet den Motor. Am Auspuff steht jemand mit einem Eimer und fängt so lange auf, bis das vom Frostschutzmittel gefärbte Wasser austritt – fertig.

So viel zur Theorie.

In der Praxis scheiterte die Aktion vollständig daran, dass der Motor nicht nur nicht startete, sondern gar nicht erst drehte. Er ruckte einmal kraftvoll an und starb dann wieder ab. Weitere Startversuche endeten mit einem lauten mechanischen Klicken. Es wirkt so, als wenn der Anlasser irgendein Problem hätte. In meiner Hoffnung hat sich das Ritzel nur irgendwie verklemmt.

Denn zweitens ist vermutlich der Batterie-Umschalter gestorben. An Bord haben wir eine kleine Starterbatterie, die ausschließlich für den Motor vorhanden ist, und die große Verbraucherbatterie. In der Stellung zur großen Batterie macht der Umschalter gar nichts mehr, dafür lässt er sich jetzt nur noch mühsam drehen.

Ich habe mir das nun im Geiste so zurechtgelegt, dass der Jahrzehnte alte Umschalter durch einen dummen Zufall im Moment des Startens durchgebrannt ist und sich der Anlasser mit eingespurtem Ritzel durch die plötzliche Unterbrechung irgendwie verkeilt hat.

Es war heute nicht die Zeit dafür da, das genau herauszufinden – aber von allen Winterlager-Baustellen ist diese unerwartete nun auch gleich die wichtigste.

Wesermündung

80 Seemeilen

Am Vormittag sind wir in Richtung Wesermündung gefahren, denn wir wollten mal in aller Ruhe und ohne die Strömung der Weser die Segel setzen und probieren, wie sich das Schiff verhält, wenn alle drei Tücher im Wind flattern. Vorhergesagt war für die Deutsche Bucht ein Wind von ca. 5, strichweise bis 6. Im südlichen Teil etwas weniger – also eigentlich ideales Segelwetter.

Gefühlt hatten wir kaum Wind, die Segel blähten sich zwar auf, aber viel Kraft zerrte nicht an ihnen. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von 3,5 Knoten fuhren wir zurück in Richtung Bremerhaven.
Vielleicht hätte man mit der richtigen Segeltrimmung noch mehr erreichen können, aber für den ersten Versuch war's schon relativ befriedigend.

Zurück kamen wir erst in der Dunkelheit. Es war diesig und hat geregnet und kurz vor Vegesack hatten wir plötzlich ein paar Positionslichter hinter uns: Die Balticborg hatte uns eingeholt. Normalerweise habe ich keine Panik bei solchen Begegnungen, aber aufgrund der Umstände war's schon sehr aufregend.

Zurück im Heimathafen folgte eine technische Überraschung: Der Anlasser des Motors lief und lief und lief und das offenbar schon seit längerer Zeit. Der Anlasser glühte förmlich, Ölreste verdampften sogar schon. Offenbar hat er keinen Schaden genommen, aber was war die Ursache dafür? Ob das Zündschloss defekt ist? Hoffe ich derzeit, denn das wäre die am einfachsten zu lösende Ursache.

Auf der Außenweser pflügten wir durch die Gischt:



Seite 1 von 1, insgesamt 2 Einträge