Besuch beim Boot und unser Tanksystem

Vom Weserradweg aus fiel mir ein nie zuvor gesichtetes Fahrzeug auf der Weser auf: Der Schwimmkran Athlet der BVT, eine recht imposante Erscheinung:



In der Sonne lag unser Boot ganz friedlich am Anleger bei uns in der Bootswerft. Das sind wohl auch schon die letzten Tage im Wasser. Demnächst wollen wir noch einen Tagesausflug Richtung Bremerhaven unternehmen, aber dann ist diese Saison für uns wohl auch schon wieder vorbei …



Hier ist unser Betankungssystem mal in Aktion zu sehen. Natürlich wäre es einfacher, an die Bootstankstelle zu fahren – aber erstens ist der Diesel an einer normalen Tankstelle etwas günstiger, zum anderen traue ich dem Sprit dort eher über den Weg.



Die große Tankreinigung

Heute fand nun endlich die lange geplante Reinigung der beiden Dieseltanks statt.

Zur großen Überraschung haben wir keine klassische Dieselpest in den Tanks gehabt. Wie diese schwarze Masse genau heißt, die da alles verkrustet hat, konnte mir der Fachmann nicht sagen. Das Zeug entsteht bei altem Diesel durch die darin enthaltenen Asphaltene, erklärte er mir. Keine Ahnung, ob das so richtig ist, ich bin kein Chemiker. Das Zeug verbindet sich irgendwann zu diesem schwarzen Glibber, der sich wie Bitumen verhält, genauso aussieht und nicht weniger klebrig ist – und sich genau deswegen nur sehr, sehr mühsam entfernen lässt, dazu aber unten mehr.

Zunächst wurde das Equipment auf den Steg gebracht: Fässer, eine Pumpe mit langem Schlauch, diverse Werkzeugkoffer und ein großer Industriesauger.



Dann wurden zuerst die noch in den Tanks verbliebenen Reste abgesaugt. Ich hatte mich auf eindringlichen Rat dazu entschieden, den alten Diesel entsorgen zu lassen und nicht gefiltert wieder in die Tanks zurückpumpen zu lassen .



In den Stahltanks der Nauticat 33 befinden sich jeweils zwei Schwallbleche. Die dadurch gebildeten Kammern brauchen zur Reinigung jeweils eine eigene Öffnung und, warum sollte es auch einfach sein, für zwei dieser Öffnungen mussten wir die vorhandenen Halterungen der Tanks entfernen. Das sieht jetzt nicht mehr so ganz original aus, lässt sich aber mit jeweils zwei Flachverbindern und ein paar Schrauben vollkommen problemlos wieder befestigen:



Anschließend wurden mit einer großen Lochsäge die drei Löcher in die Oberseiten der Tanks geschnitten:



Dass dabei Metallspäne abfielen und auch im Tank landeten, wirkte im ersten Moment sonderbar, war aber vollkommen egal. Schließlich sollten die Tanks erst noch gereinigt werden und die paar Späne würden neben vielen anderen Sachen später im Sauger landen …



So sieht der Backbord-Tank mit den drei neuen Löchern aus. In das kleine Loch dazwischen kommt der Tankgeber, die werde ich aber selber noch mit Aceton zu reinigen versuchen. Oder gegen neue austauschen, aber die Entscheidung ist aktuell nicht so wichtig. Der genaue Füllstand der Tanks spielt derzeit und für die paar uns bevorstehenden kleineren Fahrten noch keine große Rolle.



Nachdem wir Einblick in die Tanks hatten, folgte die große Überraschung: Die beiden Tanks von diesem Bitumen-Glibber schwarz gefärbt. Der Dieseltank auf der Steuerbordseite sah dabei noch schlimmer aus, als der andere. Man hatte das Gefühl, direkt in einen Asphaltkocher zu blicken:



Der Großteil dieser schwarzen Masse wurde mit klassischer Handarbeit herausgeholt. Im Tank auf der rechten Schiffsseite sollen sich etwa 20 kg davon befunden haben. Mit Spachteln ging es den Schichten und Klumpen an den Leib.



Zwischenstand, man sieht schon wieder Metall:



Der Backbord-Tank ist schon sauber. Dieser war auch erstaunlicherweise weniger stark verschmutzt. Was jetzt noch auf dem Bild an dunklen Spuren zu sehen ist, sitzt im Metall und lässt sich nicht weiter entfernen. Da könnte man beispielsweise mit einem Sandstrahlgerät weiterkommen, aber wirklich wichtig ist das eigentlich nicht. Immerhin ist die ganze Technik rund 50 Jahre alt …



Die extremen Verkrustungen im Tank auf der Steuerbord-Seite ließen sich leider nicht restlos entfernen. Obwohl die beiden Fachmänner da wortwörtlich stundenlang herumgeschabt haben, befinden sich noch teilweise erhebliche Reste dieser steinharten Masse im Tank. Ich soll mir jedoch keine Sorgen machen, denn wenn sich das Zeugs so nicht ablösen ließ, wird es auch nicht später mal unerwartet das Treibstoffsystem verstopfen.





Nach getaner Reinigung wurden die sechs neuen Löcher mit Deckeln verschlossen, die sich für zukünftige Reinigungs- und Revisionsarbeiten mit einem Schraubverschluss wieder öffnen lassen. Da können wir uns zukünftig deutlich einfacher und damit regelmäßig, vielleicht immer einmal zum Saisonende, vom Zustand des Tankinneren überzeugen.

Auf jeden Fall werden wir in den nächsten Tagen mal paar Kanister frischen Diesel zum Boot bringen und dann endlich mal die langersehnten ersten Runden drehen. Falls uns dieser tolle Hochsommer mal ein paar regenfreie Tage beschert …



Zapfanlage

Meiner mit Schläuchen und Wechselfilter ausgestattete Bohrmaschinenpumpe habe ich einen neuen Schlauch und einen neuen Filter verpasst. Damit zapfe ich jetzt mit zwei 20-Liter-Kanistern nach und nach den Diesel aus dem Boot, den wir dann so weit es geht, in unseren Autos verbrauchen können.

Die Dieseltanks in der Tringa sollen zwar ausdrücklich nicht vollständig geleert werden, damit diese schwarze Masse nicht antrocknet und steinhart wird, aber wenn da hinterher insgesamt nur noch 100 statt 400 Liter drin sind, ist schon mal viel gewonnen. Vor allem wäre es wirklich schade, wenn wir den Treibstoff entsorgen lassen müssten. Der Mann von der Fachfirma hat zwar Bedenken geäußert, den alten Diesel noch in einem Fahrzeug zu verwenden ("Kippen Sie den in die Ölheizung, da passiert dann nichts …"), aber wenn der jetzt nach dem Filtern schnell verbraucht wird, sollten auch da keine neuen Ablagerungen entstehen.

Man muss gefühlt viel zu oft zur Tankstelle fahren. Aber mutwillig (jedoch ohne sinnloses ganztägiges Herumfahren) so viel Diesel zu verfahren, ist irgendwie auch schon eine Herausforderung. Aber gut, bis zum 27. sind es noch knapp drei Wochen. Da wird noch der eine oder andere Liter verbrannt werden.



Alter Diesel und die bevorstehende Tankreinigung

Der Diesel in den Tanks unserer Nauticat ist nun mehr als 12 Jahre alt. Zwischendurch hatten wir ein Additiv in Schockdosierung in die Tanks geschüttet, um Dieselpest, mikrobiologischen Bewuchs, zu verhindern. Ob es da nicht ohnehin schon zu spät war, wussten wir nicht, aber mehr konnten wir damals nicht machen.

Wir wollen jetzt natürlich nicht unser gesamtes Treibstoffsystem und die Maschine gefährden und daher fahren wir derzeit überhaupt nicht mit dem Boot. Natürlich kitzelte es in den Fingern, mal eine Runde zu drehen, aber so lange nicht bekannt war, in welchem Zustand sich der Inhalt unserer Tanks befindet, wollten wir nichts riskieren.

Um sicherzugehen habe ich mir nun mit einer Bohrmaschinenpumpe, einem dicken Kraftstofffilter und ein paar durchsichtigen Schläuchen eine Konstruktion gebastelt, mit der ich den Treibstoff von einem Tank in den anderen pumpen kann. Mein Gedanke war, dass sich der Sprit auf diese Weise vielleicht reinigen ließe.



Das Pumpen ging super, das Ergebnis war jedoch extrem ernüchternd: Dicke, klebrige Flocken befinden sich in dem Treibstoff, welche den Filter nach mehreren zehn Litern bereits fast vollständig dichtgesetzt hatten.





Außerhalb des Diesels verhielten sich diese schwarzen Flocken wie flüssiges Bitumen. Eine absolut klebrige, zähe Masse. Inzwischen weiß ich, dass das keine Dieselpest ist sondern durch die Überalterung des Dieselkraftstoffs entstanden ist. Diese typischen Flocken, wie sie bei Dieselpest entstehen und wie Algen aussehen, waren mir nicht begegnet, dafür massenhaft von diesen klebrigen Rückständen. Auch diese erfordern eine professionelle Tankreinigung, die nun am 27. Juli erfolgen wird.

Dazu werden in jeden der beiden Tanks drei wiederverschließbare Wartungsöffnungen eingelassen und die Tanks dadurch dann von einer Fachfirma gereinigt. Die haben auch schon viele Nauticats behandelt und wissen genau, was auf sie zukommt. Auch wenn es in den Fingern kitzelt, bis dahin werden wir uns noch mit der ersten Ausfahrt der Tringa gedulden müssen …



Der Kraftstofffilter

Manchmal ist man schon wirklich doof … In diesem Beitrag aus dem vergangenen September überlegte ich umständlich, ob die beiden Wasserabscheider in unseren Dieselleitungen wohl auch einen klassischen Partikelfilter beinhalten und ob man ggf. einen solchen nachrüsten könne …

Natürlich hat mein guter Perkins-Motor einen fest installierten Dieselfilter. Auf dem ersten Foto in diesem Beitrag zur Motor-Wartung im Jahr 2016 kann man den Filterkopf genau unter der Hand in dem blauen Einweghandschuh sehen. Darin sitzt seit der Wartung auch eine komplett neue Filterpatrone.

(Dennoch steht aber die Überlegung im Raum, einen besser erreichbaren Filter noch zusätzlich in die Leitung zu setzen. Wenn der Filter sich tatsächlich zusetzen sollte, wäre es wirklich umständlich, erst den Fußboden im Decksalon zu öffnen, um dann kopfüber am Motor herumwerkeln zu müssen.)

Wasserabscheider / Dieselfilter

Was man leicht übersieht, und zwar wortwörtlich, ist der Diesel, der seit nun über 11 Jahren in den Tanks der Tringa steht. Wir hatten zwar mal zwischendurch eine absolute Überdosis eines vor Dieselpest schützenden Additivs in die Tanks geschüttet, aber dennoch macht sich auch bei uns die Sorge breit, dass wir diese Grütze in den Tanks haben könnten. Immerhin liest man überall, dass es im Grunde kein Boot ohne Dieselpest gibt. Na, Glückwunsch.

Ich hatte vor einer Weile mal einen der Tanks geöffnet und mit einem durchsichtigen Stück Schlauch Proben zur Sichtprüfung aus verschiedenen Bereichen und Tiefen des Tanks nach oben befördert. Der Diesel war grundsätzlich klar und ohne Flocken, Schlieren oder andere erkennbare Schwebstoffe. Das stimmte mich erstmal optimistisch.

Dennoch, das gebe ich ehrlich zu, mache ich mir große Gedanken. Andererseits haben wir im Boot zwischen den Tanks und dem Motor ein System aus Absperrventilen und Filterköpfen, an denen Wasserabscheider sitzen. Auch da sieht durch die Glasbecher alles gut aus.

Was ich nicht weiß: Sind in den Wasserabscheidern auch Partikelfilter vorhanden? Oder kann man da andere Filter einsetzen, so dass man notfalls unbeschwert fahren könnte, ohne dass einem die möglicherweise vorhandene Grütze die Rohre, Pumpe oder Einspritzdüsen verstopft? Notfalls könnte man die Verschraubungen auch öffnen und einen richtig leistungsfähigen (und ggf. leicht zu wechselnden) Filter noch dazwischensetzen. Fragen über Fragen, die auf jeden Fall noch bis zur nächsten Saison im Wasser beantwortet sein müssten.



Das selbstgebaute Betankungssystem

Wie betankt mein sein Boot? Die Eigner von kleineren Motorbooten haben das Problem meistens nicht. Sie nehmen einen Tank wie auf dem oberen Foto, schleppen ihn zum Boot, schließen die Treibstoffleitung direkt an den Tank an und fahren dann durch die Gegend.

Jeder, der festinstallierte Tanks in seinem Schiff hat, wird das anders lösen müssen. Entweder fährt man zur Bootstankstelle, die aber relativ teuer ist – oder man schleppt den Sprit zum Boot und füllt ihn dann mit einem Trichter um. Eine umständliche und oftmals auch nicht ganz saubere Lösung.

Im Laufe des Sommers kam uns eine wunderbare Idee: Wir haben zwei Motorboottanks gekauft, eine Ölpumpe, Spiralschlauch und eine Druckluftpistole. Die Pumpe ist hinter einer Wandverkleidung fest montiert, die Druckluftpistole sitzt am Ende des Spiralschlauches und alle Komponenten sind mit Druckluftkupplungen versehen. Diese Kupplungen haben zwei Vorteile: Zum einen sind sie ölbeständig, zum anderen schließen sie mit Federkraft dicht ab, so dass keine Reste herauslaufen können.

In der Praxis sieht das nun so aus: An einer normalen Tankstelle fülle ich die beiden Kanister (zusammen immerhin 40 Liter) und schleppe sie bei Gelegenheit zum Boot. Dann einfach den kurzen Ansaugschlauch auf die Kupplung drücken, die Druckluftpistole in den Tankeinfüllstutzen hängen (Die Tringa hat zwei große Dieseltanks und dementsprechend zwei Einfüllstutzen, einen auf jeder Decksseite. Daher der Spiralschlauch.), die Pumpe einschalten und ein paar Minuten abwarten.

Wir sind stolz auf diese Technik. :-)





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