Desaster mit dem Schwarzwassertank

Noch bevor wir die Tringa im Sommer 2010 gekauft hatten, wurde durch die Werft, in der das Boot damals stand, noch ein Fäkalientank mitsamt Pumpe und Umschaltventil an der Bordtoilette installiert. Schon beim ersten Einsatz dieses Systems während der einwöchigen Überfahrt von Terneuzen bis nach Bremen hatten wir großen Kummer damit. Wir lebten in der Zeit mit fünf Leuten auf dem Boot und schon am zweiten oder dritten Tag roch es unangenehm aus der Bugkabine. Neben dem Tank gibt es eine Füllstandsanzeige und einen Taster, mit dem man die Pumpe betätigen kann. Vor der Pumpe sitzt ein Zwei-Wege-Ventil, das den Schlauch aus dem Tank entweder zur Pumpe und damit in die See lenkt oder zu einem Absaugstutzen an Deck.
Offenbar funktionierte da etwas nicht richtig: Flüssigkeiten, die aus der Toilette kamen, liefen in und unter der Bugkabine an den Verkleidungen herab und bis in die Bilge. Wir verzweifelten geradezu und benutzten die Toilette auch in der Folge kaum noch.

Im nächsten Jahr hatte ich mir die Mühe gemacht und alles gereinigt, kurz darauf verschwand das Bötchen bekanntermaßen für ein paar Jahre in der Halle.

Seit knapp drei Woche ist die ToT wieder im Wasser. Wir sind inzwischen viele Stunden an Bord gewesen und haben selbstverständlich auch ganz optimistisch die Toilette genutzt. Das ging eigentlich ganz gut, bis mir nun ein komischer Geruch auffiel. Ich ahnte Schlimmes und öffnete den Fußboden unter der Bugkabine. Dort schwappte mir eine dunkelbraune Grütze entgegen:



Die Frage, ob wir noch Gummihandschuhe hätten, wurde damit beantwortet, dass noch Gummihandschuhe unter der Spüle in der Pantry liegen müssten. Die Gummihandschuhe, die ich unter der Spüle in der Pantry gefunden habe, waren jedoch vermutlich viele Jahre alt und nicht mehr benutzbar. Ganz großes Kino. Ich zog mir also einen Müllbeutel über die rechte Hand und hoffte, dass dieser halbwegs wasserdicht sein würde. Er enttäuschte mich nicht und so reinigte ich den ganzen Krempel akribisch. So weit ist also wieder alles gut.



Aber was ist denn nun das Problem? Ich vermute, dass da mehrere Faktoren zusammenkommen, von denen jeder einzelne ein großes Potential für Missverständnisse bietet.

Der erste Punkt ist, dass die Füllstandsanzeige zwar wie ein analoges Messinstrument mit Zeiger aufgebaut ist, aber eigentlich nur drei Füllstände kennt: Leer, halbvoll, voll. Diese Füllstände werden von einem Geber im Tank, der nicht stufenlos mit dem Füllstand zeigt, bei bestimmten Füllhöhen übermittelt. Die "halbvoll"-Meldung scheint aber offenbar ein Problem zu haben, so dass es nur "leer" und "voll" gibt. Dass der Tank also ewig lange "leer" anzeigt und dann schlagartig auf "voll" wechselt, ist kein Zufall, sondern technisch bedingt. Daraus ergibt sich, dass die Anzeige "voll" auch wirklich "voll" meint und der Tank dann voll ist.
Wenn man das ignoriert, weil man das System für fehlerhaft hält, und weiterhin fröhlich die Pumpe der Toilette betätigt, drückt man natürlich immer weiter in den Tank hinein, bis die Dichtungen und Verschraubungen irgendwann kapitulieren. Die Konsequenz daraus ist im ersten Bild oben zu sehen.

Die zweite Fehlerquelle scheint das prinzipiell sehr hochwertige Jabsco Zweiwegeventil zu sein, das hier verbaut wurde.

Das Ventil ist hier zu sehen. Der Schlauch rechts kommt vom Fäkalientank, der Schlauch links unten führt zur Pumpe, der Schlauch links oben führt zum Absaugstutzen an Deck.

Mit dem grauen Hebel kann man die Flussrichtung des Ventils umschalten.

Die große Quizfrage ist jetzt: Welche Hebelstellung führt den Abwasserstrom zur Pumpe und welche zum Abstaugstutzen? Ich ging irgendwie immer davon aus, dass das Ende des Hebels, auf dem "Made in China" steht, in die Richtung zeigt, in welche das Ventil gerade geöffnet ist. Also auf dem oberen Bild in Richtung Deck, auf dem unteren Bild in Richtung Pumpe.





Offenbar ist das aber nicht so. Bei diesem Ventil ist der tatsächlich offene Weg durch die sichtbaren Pfeile gekennzeichnet. Im Klartext: Auf dem oberen Bild geht's zur Pumpe und auf dem unteren Bild zum Ansaugstutzen. Das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, aber wir waren ja davon ausgegangen, dass die Füllstandsanzeige eine Macke hat und die Pumpe nach einer Minute pumpen den Tank schon wieder überwiegend geleert hatte. Hatte sie aber nicht. In Wirklichkeit war nur ein gewaltiger Unterdruck zwischen Pumpe und dem falsch gestellten Ventil entstanden.

JETZT wissen wir ja, wie alles funktioniert. Mit einer extremen Ozonbehandlung in den folgenden Tagen sollte der Mief auch aus dem Holz wieder rausgehen.

Hoffentlich …

Klo und so!

Was macht man, wenn die eingebaute Toilette mitsamt Fäkalientank ständig stinkt? Richtig: Die Ursache suchen. Kein Job für schwache Nasen, aber zum Glück kann ich sowas ab. Eine uralte Pumpe, nie erklärte Funktionen und viel Kalk (aka Urinstein) haben der gesamten Anlage zu schaffen gemacht.
Das alles hier im Detail aufzuführen, wäre zu viel zu unappetitlich. Nur so viel: Ich habe die gesamte Anlage im Grunde mit bloßen Händen gereinigt und mir umfassende Informationen zur Funktionsweise verschafft. Inzwischen ist sie hunderprozentig problemlos benutzbar, riecht und kleckert nicht und, auch wenn's komisch klingen mag, es macht Spaß, auf dem Boot zur Toilette zu gehen.

Letztendlich habe ich die alte Handpumpe neben der Toilettenschüssel noch ausgetauscht, da sämtliche Dichtungen verschlissen waren und die Pumpe selber aus den 80er-Jahren stammte. Dann nur noch die Schüssel vom Urinstein befreien – voila. :-)

So muss ein Bord-WC aussehen:



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